Valentin's Letter

Spring | Summer 2023

Liebe Freunde, 

ich hatte das komische Los, zwischen Pullovern aufzuwachsen. Und Iris Schönstes war es, mir diese bunten Pullis anzuziehen. Ein kleiner blonder Junge in flauschigen leuchtenden Pullis – das sah schon niedlich aus. Mit 7 Jahren hat mich das nicht gestört. 

Erst mit der Pubertät habe ich mich geweigert. Fuchsia war einfach nicht cool für einen jungen Mann. Nun waren meine Pullover plötzlich schwarz, silber, anthrazit, vielleicht mal navy. 

Ein paar Jahre später kam der nächste Wandel. Ich lebte in New York und arbeitete an der Wall Street. Es war 2002 und nach den Internet Heydays der späten 90er hatte die Wall Street den Anzug aufgegeben. Man trug nun Business Casual: Hemd und Hose. Die Straßen und Büros waren beige, weiß, blau und grau. Es war genauso eintönig, wie man es sich vorstellt. 

Da konnte ich nicht anders, als die bunten Pullis wieder hervorzuholen: Lila, Mandarine, Ferrari, Messing, Rose und Enzian waren wieder auf der Farbpalette. Dazu eine Chino und ein blaues Hemd. Ich war immer noch im Kodex. Meine blonden Haare waren damals etwas länger, sodass meine Chefin mich immer nur den „California Surfer Dude“ nannte… Ich mochte diese Rolle gern. Ein wenig auflehnen gegen die grauen Männer. 

Heute habe ich ein paar weniger Haare und Navy kommt doch öfter vor als ein Yves Klein Blau. Schade eigentlich. Es ist so erwartbar. Vielleicht muss ich mich mal wieder öfter trauen. Farbe kann so guttun, besonders jetzt im Winter.